Resilienz und Körperwahrnehmung
18.07.2024
Wenn wir an der Auflösung von Trauma arbeiten, haben wir zugleich die Möglichkeit, unsere Fähigkeit zur Resilienz zu stärken. Sie ermöglicht uns, schwierige Situationen und Probleme bewältigen zu können, ohne im Nachhinein eine Belastung oder Einschränkung zu erleben.
Wir können uns trotz großer Herausforderungen im Leben positiv weiterentwickeln. Dabei schließt sich die Erfahrung von Trauma und die Entwicklung von Resilienz nicht aus. Aus Perspektive des Somatic Experiencing® kann Resilienz auch durch eine gelungene Traumaarbeit wiederhergestellt und gefördert werden. Dies erleben wir dann auch in alltäglichen Situationen, die erfordern, dass wir uns mit ganzer Kraft einsetzen und unsere Bewältigungsmöglichkeiten erweitern.
Als Säugling und Kleinkind sind wir aufgrund unserer physiologischen Entwicklung nur eingeschränkt in der Lage, eigene Reaktionen zu beeinflussen. Wir sind darauf angewiesen, dass nahe Bezugspersonen dies zunächst als Co-Regulation übernehmen, indem sie uns beruhigen, Empfindungen benennen und ihre Intensität und das Ausmaß steuern. Das geschieht über Körperkontakt, eingestimmte Berührung und zugewandte Gestik, die als sicher, haltgebend und verbindend erlebt wird. Über diese Co-Regulation erlernen wir mit der Zeit, unsere Empfindungen und Gefühle selbst zu regulieren. Selbstregulation ist zugleich eine Grundlage für unsere Resilienzfähigkeit.
Ein wichtiger Teil dieses Prozesses ist auch die Entwicklung der interozeptiven Wahrnehmung. Sie ermöglicht uns, den inneren Zustand unseres Körpers zu registrieren, um Erlebnisse einschätzen und bewerten zu können. Wir nehmen körperliche Prozesse und Empfindungen wahr und werden uns ihrer bewusst. Auf diese Weise entwickeln wir eine eigene somatische Sprache. Sie vermittelt uns wichtige Informationen darüber, wie wir uns in Bezug auf unsere innere und äußere Umgebung fühlen und darauf reagieren. In der körpertherapeutischen Arbeit können wir die Entwicklung der interozeptiven Wahrnehmung nachhaltig stärken, so dass sie mit der Zeit vertrauter und selbstverständlicher wird.
Unsere Bezugspersonen unterstützen uns auch darin, gemeinsame Erlebnisse zu registrieren und ihnen einen Sinn zu geben. Dadurch lernen wir z.B. zu unterscheiden, ob ein Erlebnis Sicherheit vermittelt oder potentiell gefährlich ist und wie wir angemessen darauf reagieren können. Fehlt uns diese Erfahrung, kann es sein, dass wir keine gesunde interozeptive Wahrnehmung entwickeln konnten.
In der Traumaarbeit ist es möglich, Selbstregulation und Resilienz zu fördern und zu unterstützen. Wenn die Fähigkeit zur Regulation gestärkt wird und die Genesung vom Trauma voranschreitet, kann unsere Hoffnung und Zuversicht auf eine bessere Zukunft zurückkehren. Wir entwickeln ein stärkeres Selbstvertrauen und lernen uns als einen Menschen wahrzunehmen, der schwierige Lebenserfahrungen überwunden hat und gestärkt daraus hervorgeht. Gleichzeitig sind wir durch vermehrte Resilienz auch geschützter vor zukünftigen Traumatisierungen.